Hilfsaktionen

Ein Jahr Ukraine-Krieg: Was war in Crailsheim?

Die blau-gelbe Flagge der Ukraine und die blaue Flagge der EU mit gelbem Sternenkreis.
Auch vor dem Crailsheimer Rathaus wurde aus Solidarität die Ukraine-Flagge gehisst.

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist ein Jahr vergangen. Städte und Kommunen hissen deshalb als Zeichen der Solidarität zum Jahrestag am Freitag, 24. Februar, die ukrainische Flagge, so auch die Stadt Crailsheim. Hier ist im Verlauf eines Jahres sehr viel passiert: Über 530 Menschen aus der Ukraine, vor allem Mütter mit Kindern, suchten und fanden Zuflucht.

Unterstützung erfuhren sie bei der Stadt, aber auch bei vielen anderen Institutionen wie Vereinen, Kirchen und Privatleuten. Tausende Euro an Spendengeldern wurden gesammelt, Hilfsgüter wie ausrangierte Feuerwehrfahrzeuge aus Crailsheim fanden den Weg in die Ukraine. Die Hilfsbereitschaft der Bürgerschaft ist weiterhin groß und Geflüchtete beteiligen sich am gesellschaftlichen Leben der Stadt.

Am heutigen Freitag jährt sich der Angriff Russlands auf die Ukraine und beschäftigt die Menschen seitdem nahezu täglich. Auch die Crailsheimer Stadtverwaltung wurde vor bislang ungeahnte Herausforderungen gestellt. Bereits kurz nach Kriegsbeginn begann die Verwaltung Wohnraum für Geflüchtete zu suchen und nahm unter anderem Kontakt zu den rund 200 Ukrainerinnen und Ukrainern auf, die bereits seit langem in Crailsheim verwurzelt sind. Im Frühjahr 2022 verfügte Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer mit einer Eilentscheidung einen zweckgebundenen Zuschuss von 10.000 Euro der Stadt auf ein Konto der polnischen Partnerstadt Bilgoraj, die es ihrerseits für ihre ukrainische Partnerstadt Nowowolynsk verwendete. Auch die Crailsheimer Bürgerschaft konnte früh mit Spenden helfen, was weiterhin möglich ist, beispielsweise an Bilgoraj oder an die Bürgerstiftung Crailsheim, die ebenfalls seit rund einem Jahr vom Ukraine-Krieg betroffene Menschen unterstützt. Allein von der Stiftung aus gingen bisher rund 13.500 Euro an Geflüchtete in Crailsheim.

Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz in Nowowolynsk
Viele Vereine, die Kirchen und andere Institutionen sammelten mit vielen Ehrenamtlichen Spenden, wie Kleidung, Möbel, Hygieneartikel oder Haushaltsgegenstände. Ende März spielte etwa die Stadtkapelle Crailsheim unter dem Motto „Die Gedanken sind frei“ ein Benefizkonzert im Hangar. Die Stadt selbst hat im Herbst 2022 drei ausgemusterte Feuerwehrfahrzeuge an die HAKRO Merlins Crailsheim verkauft, die die Fahrzeuge nach Bilgoraj brachten. Von dort wurden diese ins ukrainische Nowowolynsk weitergeleitet. Eine direkte Sachspende war aus kommunalrechtlichen Gründen nicht möglich, weshalb die Stadt auf Initiative von Sozial- & Baubürgermeister Jörg Steuler auf die Merlins zuging, die ohnehin bereits einige Hilfsaktionen für die Ukraine umsetzten. Bereits im März hatte ein Feuerwehrfahrzeug aus Crailsheim über eine mittelfränkische Firma seinen Weg in die Ukraine gefunden. Auch die Stadtwerke spendeten im Herbst ein ausrangiertes Hubsteiger-Fahrzeug.
Formulare auf Ukrainisch zugänglich.

Die Verwaltung hatte bereits frühzeitig auf die Kriegssituation reagiert: Spenden- und Hilfshinweise gab es nahezu sofort auf der städtischen Homepage, ab April waren dazu wichtige Formulare auf Ukrainisch abrufbar, beispielsweise zur Wohnortanmeldung, Aufenthaltserlaubnis, Unterbringung, Sprachkursen, Kindergarten und Schule, Miete und dergleichen. „Die Damen der Ausländerbehörde waren hier sehr gefordert und leisteten bisher. wie auch der kommunale Ordnungsdienst, außerordentliche Arbeit“, sagt Raimund Horbas, Leiter des Ressorts Sicherheit & Bürgerservice.

Aktuell wohnen 532 Menschen aus der Ukraine im Stadtgebiet, die seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 nach Deutschland eingereist sind – ein knappes Drittel sind Kinder und Jugendliche. Finanzielle Unterstützungsleistungen bekommen die Menschen vor allem über das Amt für Migration, Jobcenter oder das Sozialamt.

Im vergangenen Jahr wurden, initiiert durch die Stadtverwaltung, zwei Formular-Hilfsaktionen durchgeführt, mit Ehrenamtlichen in der Geflüchtetenarbeit und Mitarbeitenden des örtlichen Jobcenters, berichtet die städtische Integrationsbeauftragte Kamilla Schubart. Mit ehrenamtlicher Hilfe gibt es seit diesem Jahr ein monatliches ukrainisches Austauschtreffen im Forum unter den Arkaden, wo es um Kontakte und Informationstausch geht, so Schubart. Zuletzt wurde im Februar ein Babyspenden-Basar veranstaltet. Und so manche Geflüchteten aus der Ukraine beteiligen sich am gesellschaftlichen Leben in Crailsheim: Sei es beim „Fest der Begegnungen“ zum Fliegerhorst-Sommer oder dem Adventscarré im Spitalpark mit kulturellen Darbietungen und Essensständen, was bei Einheimischen alles sehr gut ankam. An der vhs Crailsheim bietet ein Ehepaar einen ukrainischen Kochkurs an.

Privater Wohnraum für Geflüchtete
Allein 375 Menschen aus der Ukraine sind in Crailsheim privat untergebracht. „Es ist unglaublich, welche Hilfsbereitschaft hier besteht“, freut sich Kamilla Schubart. „Weiterhin bieten Crailsheimerinnen und Crailsheimer Wohnraum an, um Geflüchteten ein normales Umfeld zu ermöglichen.“ Dazu kommen viele Sachspenden wie Möbel oder Kleidung, beispielsweise schon im vergangenen März über die Christusgemeinde oder den Freundeskreis Asyl. 127 Menschen leben im Stadtgebiet in vorläufigen Unterbringungen des Landkreises, 30 sind von der Stadt untergebracht.

Die Ukrainehilfe, eine Kooperation der Stadtverwaltung, der Johannesgemeinde und der AWO, sucht weiterhin mehrsprachige Helfer, aktuell vor allem Deutschlehrer für Kinder. Kurz nach Kriegsbeginn rief die Ukrainehilfe eine Eltern-Kind-Gruppe für Geflüchtete ins Leben. Dort treffen sich montags, dienstags, mittwochs und freitags geflüchtete Mütter mit ihren Kindern im Alter von zweieinhalb bis sieben Jahre von 9.30 bis 12.30 Uhr im Gemeindehaus Kreuzberg.

Infos:
Spendenkonto Bilgoraj: IBAN PL25 1020 3147 0000 8402 0166 8292, BIC BPKOPLPW, Verwendungszweck „Crailsheim hilft“

Spendenkonto Flüchtlingsarbeit Crailsheim: Bürgerstiftung Crailsheim, IBAN DE19 6225 0030 0001 5064 79, BIC SOLADES1SHA, Verwendungszweck: „Ukraine“

Kontakt Ukrainehilfe: Swetlana Lemmer, telefonisch unter 0160 4080643 oder per E-Mail an swetlana.lemmer@crailsheim.de

Kontakt Integrationsbeauftragte: Kamilla Schubart, telefonisch unter 07951 2966207 oder per E-Mail an kamilla.schubart@crailsheim.de

(Erstellt am 24. Februar 2023)