Schüleraustausch 2022/23
"Nun bin ich gespannt, was die nächsten Monate für mich bringen"
Anica Bös aus Crailsheim und Nataly Murillo aus Worthington nehmen derzeit an dem Schüleraustausch der beiden befreundeten Städte teil. Nach einem halben Jahr ziehen in Briefen an die Crailsheimer Bürgerinnen und Bürger ein Zwischenfazit.
Halbzeit in Worthington
Ein halbes Jahr ist es nun her, dass Austauschschülerin Anica Bös in das Flugzeug stieg und in Crailsheims amerikanische Partnerstadt Worthington, Minnesota (USA) flog. In ihrem zweiten Brief berichtet die Austauschschülerin von ihren Erlebnissen.
Hallo, ich bin es wieder Anica Bös, 15 Jahre alt, aus Crailsheim/Onolzheim. Letztes Jahr im Februar wurde ich zur neuen Austauschschülerin für das Jahr 2022/2023 gewählt. Nun sind schon fast sechs Monate um und somit ein halbes Jahr meines Austauschjahres. Ich kann es manchmal immer noch nicht glauben, dass ich tatsächlich hier bin und meinen Traum leben darf! Nun kann ich endlich meinen zweiten Brief an euch schreiben und euch davon berichten, wie es mir in Worthington ergeht.
In der Schule ist die letzten drei Monate viel passiert, ich konnte ein paar neue Klassen belegen, wie zum Beispiel „Trojan Textiles“ in dieser Klasse hat man die Chance seine eigenen Sticker zu entwerfen. Eine andere Klasse, die mir sehr gefällt ist „stained glass“. Das ist eine Klasse, in der man lernt wie man Glas schneidet und am Ende sein eigenes Bild daraus erstellt.
Die für mich wichtigste Sache, die letzten drei Monate passiert ist, dass ich Ice Hockey angefangen habe. Ich habe darin meinen Spaß gefunden und werde es auf jeden Fall vermissen, wenn die Saison bald vorbei ist. Jedoch musste ich mich erstmal an die Trainingszeiten gewöhnen, da wir jeden Tag bis 18.00 Uhr abends Training haben und zweimal die Woche zum Liften (ins Fitnesscenter) gehen müssen. Der größte Unterschied an den ich mich erstmal gewöhnen musste, ist das Training jeden Freitag um 6 Uhr morgens.
Nach meinem dritten Monat in Amerika musste ich mich leider von meiner ersten Gastfamilie, den Hennings, verabschieden. Bevor ich gewechselt habe, gaben sie mir die Chance, zum ersten Mal zu einem Spiel der Minnesota Vikings zu gehen. Das war eine völlig neue Erfahrung, da ich noch nie zuvor in einem so großen Stadion gewesen bin.
Eine weitere Sache, die ich erleben durfte, war mein erstes Thanksgiving. Wir haben viel gutes Essen gegessen, mein Favorit war der Apfelstreusel. Wir haben auch viele verschiedene Spiele gespielt und einfach Zeit miteinander verbracht.
Danach bin ich zu meiner neuen Familie, den Thiers, gezogen. Mein erstes Wochenende in der Familie verbrachten wir in Minneapolis. Dort durfte ich zu meinem zweiten Vikings-Spiel gehen. In diesem Monat habe ich auch ein Stück von Minnestoas Winter erlebt. Ich musste mich erstmal an die Temperaturen gewöhnen da es manchmal -20 Grad hatte. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben ein Schneemobil gefahren. Es macht unendlich viel Spaß. Am Anfang habe ich mich nicht ganz getraut, da wir auf dem zu gefrorenen See gefahren sind.
Weihnachten war für mich eine komplett neue Erfahrung. Die Traditionen sind sehr unterschiedlich zwischen Amerika und Deutschland. Der größte Unterschied (mit dem ich mich auch ein bisschen schwergetan habe) ist, dass Weihnachten am 25. Dezember geeifert wird und nicht an Heilig Abend. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen. Danach war gleich Neujahr, dieses habe ich mit ein paar Freunden verbracht. Ein bisschen gewundert hat mich, dass es hier nicht erlaubt ist Feuerwerkeskörper zu schießen, da das ja eigentlich eine der größten Sachen ist, die wir an Neujahr tun.
Ich habe in dieser Woche auch erfahren, dass ich es auf die Snowcoming-Liste geschafft habe und meine Klassenstufe vertreten darf. Das bedeutet, ich musste mit anderen Schülern, die auch gewählt wurden, in der Aula vor der gesamten Schule und den Eltern ein paar Fragen beantworten. Das war definitiv eine der besten Erfahrungen die ich bisher erleben durfte.
Nun möchte ich mich noch bei allen bedanken, die mir diese unglaubliche Chance ermöglicht haben, meinen Traum zu erfüllen – danke!
Halbzeit in Crailsheim
Nataly Murillo, die aktuelle Austauschschülerin aus der amerikanischen Partnerstadt Worthington, Minnesota, lebt seit Ende Juli in Crailsheim. Mit vielen schönen Erinnerungen und Erlebnissen blickt sie in ihrem zweiten Brief auf das letzte halbe Jahr zurück.
Liebe Crailsheimerinnen und liebe Crailsheimer,
mein letzter Brief liegt schon etwas zurück. Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Jetzt bin ich schon über sechs Monate hier in Deutschland und es gibt so viel zu erzählen.
Im November war ich mit meiner Gastschwester Emelie in Ludwigsburg auf einer Kürbisausstellung und den leuchtenden Traumpfaden. Die Figuren aus Kürbissen waren sehr witzig und originell gemacht. Das beleuchtete große Barockschloss und die Lichtinstallationen haben mich sehr beeindruckt. Mit meiner Gastmutter habe ich Rouladen und Spätzle gekocht und meine ersten Lebkuchen gebacken. Sie haben sehr lecker geschmeckt. Sehr besonders für mich, war der Beginn des Tanzkurses mit meinen Freundinnen aus der Schulklasse. Wir haben jeden Freitagnachmittag Unterricht und im April ist der Abschlussball. Ich freue mich schon sehr darauf. In den Herbstferien hatte ich die Gelegenheit mit jugendlichen Sportlern des TSV Crailsheim nach Pamiers zu fahren. Eine weitere Partnerstadt von Crailsheim kennenzulernen war ein besonderes Erlebnis für mich und ich habe es sehr genossen, da ich schon immer nach Frankreich reisen wollte. Pamiers ist eine sehr schöne Stadt in der Nähe zur Grenze zu Spanien. Ich habe mich sehr wohl gefühlt, weil sie dort auch spanisch sprechen und ich mich somit gut unterhalten konnte. Auch habe ich einen Einblick in die französische Kultur bekommen und ein paar Wörter französisch gelernt. Wir hatten warmes Wetter und hatten viel Spaß zusammen. Ich konnte verschiedene Sportarten wie Fußball, klettern, Handball und schießen ausprobieren. Am besten fand ich das Schießen. Auch fand ich die Ausflüge nach nach Mirepoix und Toulouse und einen Höhlenbesuch sehr schön. Alle waren sehr nett und ich hatte eine tolle Zeit dort. Danke dafür.
Anfang Dezember bin ich nach Honhardt umgezogen. Ich wohne jetzt bei Familie Loresch. Meine Gastschwester Sophia geht mit mir in die Klasse. Mir gefällt es dort sehr gut und ich fühle mich bei ihnen sehr wohl. Der Winter hier ist ganz anders als in Worthington. Es ist für Dezember viel zu warm und für mich sehr ungewohnt, weil es in Worthington im Winter sehr kalt ist. Meine Freunde und Familie in Worthington erzählen mir immer, dass sie so viel Schnee schippen müssen. Auch hatten sie schon zwei Schneestürme und konnten die Häuser nicht verlassen. Es hat hier aber auch Vorteile, wenn man sich nicht um den Schnee kümmern muss, denn man kann sich einfacher mit Freunden treffen oder mit der Familie ausgehen. Dezember ist die Zeit der Weihnachtsmärkte. Ich habe einige besucht und es sehr genossen. Das werde ich vermissen. Sehr schön war auch der Besuch eines Weihnachtskonzerts in der St. Michael Kirche in Schwäbisch Hall. Mit Elfriede und ihrer Familie war ich auf dem Weihnachtsspiel der Hakro Merlins und anschließend das erste Mal in einem deutschen McDonalds. Beides war ein besonders Erlebnis.
Ich habe mich hier sehr auf die zwei Wochen Weihnachtsferien gefreut. Zuhause in Worthington habe ich nur eine Woche schulfrei. Weihnachten hier zu feiern war für mich kein Unterschied, da wir Zuhause auch am 24. Dezember Weihnachten feiern. Wir waren am 24. Dezember bei der Familie meiner Gastmutter mit schönem Abendessen und Zusammensein. Am 25. und 26. Dezember haben wir mit der Familie von meinem Gastvater gefeiert. Diese Zeit war aber auch sehr traurig für mich, da ich meine Familie sehr vermisst habe. Aber meine Gasteltern mit ihrer großen Familie haben mich sehr unterstützt und getröstet und mir das Gefühl gegeben, zu Hause zu sein. An Silvester gingen meine Familie und ich zu einem großen Fest in eine Halle. Es wurde Musik gespielt und man hat Spiele gemacht und mit Freunden zusammen gefeiert. Das Feuerwerk war toll und ich hatte einen schönen Abend mit meiner Gastfamilie.
In den Ferien war ich mit meinen Freunden zum ersten Mal in Kirchberg zum Schlittschuhlaufen. Das hat mir viel Spaß gemacht. Als Mexikanerin wollte ich natürlich das mexikanische Restaurant in Crailsheim ausprobieren. Ich war mit meiner Gastschwester dort und es ich fand es ziemlich gut. Ich war mit Daniela im Stadtmuseum in Crailsheim und es war wirklich interessant, ein wenig die Geschichte von Crailsheim zu sehen, zusammen mit einigen lustigen Teekannen.
Jetzt im neuen Jahr, habe ich das Gefühl, die Zeit geht immer schneller vorbei. Bevor ich es merke, wird mein Austauschjahr vorbei sein. Mein Deutsch hat sich definitiv verbessert und ich kann die Grundlagen sprechen. Mein Dank gilt allen die mich unterstützen und für mich da sind. Nun bin ich gespannt, was die nächsten Monate für mich bringen.
Eure Nataly Najera Murillo