Burgbergsiedlung
Vom Wiesenacker zum Stadtquartier
Die Burgbergstraße und das Areal des ehemaligen Fliegerhorsts in Crailsheim ist in ständigem Wandel und das seit ihrer Entstehung. In den kommenden Wochen blicken wir auf diesen Bereich, dessen Menschen, Geschichte, die Gegenwart und Zukunft, sowohl gesellschaftlich als auch baulich. Wo vor vielen Jahrzehnten noch Äcker und Wiesen waren, stehen heute große Gebäude, die immer wieder saniert und modernisiert wurden, auch derzeit laufen in einigen Gebäuden in der Burgbergstraße entsprechende Arbeiten. Im Lauf der Jahre fanden gerade dort neben Geflüchteten und Obdachlosen auch die städtische Musikschule, die Waldorfschule und so mancher Verein ein Dach über dem Kopf. Doch bis dahin war es ein spannender und teilweise auch leidvoller Weg.
Die Gebäude der Burgbergstraße sind aus dem Crailsheimer Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Im Lauf der der vielen Jahrzehnte hat sich dort einiges verändert, vielleicht sogar am meisten, als die Amerikaner nordwestliche von dort nach dem Zweiten Weltkrieg als Besatzungsmacht einzogen. Sie bestimmten fortan auch das gesellschaftliche Leben in Crailsheim, bis heute spielt beispielsweise der Basketball eine sehr große Rolle. Doch auch die Siedlung um den Fliegerhorst selbst entwickelte sich, schon lange vor der US Army: Vor bald 100 Jahren gab es dort vor allem Acker- und Wiesenflächen. Das änderte sich im Sommer 1927 mit dem Württembergischen Luftfahrtverband e.V., der in Crailsheim ein Schaufliegen mit Flugvorführungen veranstaltet. Die nahezu ebene Fläche zwischen Crailsheim und Roßfeld war sehr gut für eine einfache Rollbahn geeignet. Und kurz nach dem Flugtag wurde das Areal als offizieller Notlandeplatz (NLP) genutzt und später als Flugfeld des Fliegerhorstes Crailsheim.
Fliegerhorst der Wehrmacht
Im Mai 1935 prüften Beauftragte des Luftkreiskommandos V München das NLP-Areal in Crailsheim. Nach dem Bruch des Versailler Vertrags sollte wieder eine deutsche Luftwaffe aufgebaut werden. Eine mögliche Anlage eines Wehrmachts-Fliegerhorstes stieß sowohl bei der Stadt als bei der lokalen Wirtschaft, die auf Impulse hoffte, auf großes Interesse. Im August 1935 wurde eine Vereinbarung g zur Errichtung eines Militärflugplatzes in Crailsheim abgeschlossen. Die Stadt kaufte eine Fläche von rund 150 Hektar, um das Projekt zu realisieren, das insgesamt bis zu sieben Millionen Reichsmark kostete. In den folgenden Jahren, zu Zeiten der Nationalsozialisten, war der Fliegerhorst Crailsheim Einsatzstandort der Luftwaffeneinheiten. Bis kurz vor Kriegsende wurden schätzungsweise bis zu 4.400 Flugschüler ausgebildet, zeitweise war es die größte Garnison mit bis zu 4.000 Mann Besetzung. Crailsheim hatte damals rund 9.000 Einwohnerinnen und Einwohner. In den letzten Kriegsmonaten wird der Standort bombardiert, teilweise zerstört und im April 1945 von US-Truppen besetzt. Die Geschichte des Fliegerhorstes als Wehrmachtseinrichtung endet, die Geschichte der Amerikaner in Crailsheim beginnt.
Amerikaner am Burgberg
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die US-Armee den Flugplatz und baute ihn weiter aus. Der Flugplatz wurde 1945 in Betrieb genommen und war eine wichtige Basis für die US-amerikanischen Streitkräfte in Europa. Im Jahr 1952 wurde der Flugplatz offiziell in Crailsheim Army Airfield umbenannt, daraus wurden später die McKee Barracks. In dieser Zeit entstand auch die Burgbergsiedlung, die hauptsächlich für die Mitarbeiter und Angehörigen der US-Armee gebaut wurde. Die Siedlung entwickelte sich in den 1950er und 1960er Jahren schnell und es entstanden viele Wohnhäuser, die vor allem für die Familien der Soldaten und zivilen Angestellten der US-Armee gebaut wurden. Die Burgbergsiedlung war ein beliebter Ort zum Leben und die Bewohner bildeten eine enge Gemeinschaft. Viele Kinder wuchsen hier auf und besuchten die Schulen, die von der US-Armee betrieben wurden.
Gerätedepot der Bundeswehr
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Gebäude rund um die Burgbergstraße ab 1957 maßgeblich von der Bundeswehr genutzt worden waren. In einigen der früheren Fliegerhorst-Hallen und -Werkstätten wurde ein Gerätedepot eingerichtet, damals das Größte in Süddeutschland. Die Räumlichkeiten standen damit einer gewerblichen Nutzung nicht zur Verfügung, was zu Protesten seitens der Stadt führte. Die beiden Militärareale von US-Armee und der Bundeswehr wurden durch Stacheldrahtzäune abgegrenzt. Dazwischen verlief der etwa 600 Meter lange, unbefestigte und unbeleuchtete „Löwenpfad“ aus den Stadtteilen Sauerbrunnensiedlung und Roter Buck auf den Fliegerhorst. Das Depot der Bundeswehr bestand, wie die McKee Barracks nordwestlich, bis in die 1990er Jahre hinein.
Nach dem Abzug der US-Armee und der Bundeswehr in den 1990er Jahren 1994 stand die Stadt Crailsheim vor der Herausforderung, mit dem verlassenen Flugplatz und der Burgbergsiedlung umzugehen. Die Stadt entschied sich für eine umfassende Neugestaltung des Gebiets und entwickelte ein Konzept für die zivile Nutzung des ehemaligen Flugplatzes.
Die zivilen Wohnsiedlungen
Die Stadt Crailsheim spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Burgbergstraße und des ehemaligen Militärareals. Sie schuf die Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Stadtteils und legte großen Wert auf eine soziale Durchmischung der Bevölkerung. Neben Mietwohnungen hat die Stadt Crailsheim dort Unterkünfte für obdachlose Menschen und zahlreiche Sozialwohnungen geschaffen. Das Ziel war es, eine lebendige und vielfältige Gemeinschaft zu schaffen. Somit wurde die Siedlung größtenteils erhalten und dient nun als Wohngebiet für die Einwohnerinnen und Einwohner von Crailsheim. Viele der ehemaligen Militärgebäude wurden umgebaut und modernisiert, um aktuellen Standards zu entsprechen. Die Stadt Crailsheim spielte eine wichtige Rolle bei der Transformation des ehemaligen Militärflugplatzes in eine moderne Stadt, die ihren Bürgern eine hohe Lebensqualität bietet.