Temporäre Fußgängerzone
Ergebnisoffen und mutig sein
Rund 100 Gäste waren bei der Eröffnung der temporären Fußgängerzone mit dabei und genossen bei frühsommerlichen Wetter einen von den Projektplanern geführten Spaziergang. Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer freute sich auf die kommenden Wochen und appellierte, sich auf das Projekt einzulassen.
Seit Sonntag, 11 Uhr, ist das Projekt der Temporären Fußgängerzone offiziell gestartet und der Verkehrsversuch läuft. Bis zum 21. Juli bleiben die Karl- und Wilhelmstraße nun gesperrt und sind zu einer temporären Fußgängerzone umgewandelt worden. Tatsächlich darf der normale Verkehr bereits seit der Vorwoche, als die Aufbauarbeiten begannen, die Strecke nicht mehr befahren. Ein Umstand, der vor allem in den Sozialen Netzwerken für heftige Reaktionen sorgte, da die Verkehrsströme sich ihre neuen Wege suchen mussten. „Ich bin gespannt, welche Wege sich der Verkehr suchen wird und ob mehr Menschen in die Stadt kommen werden“, sagt Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer bei der Eröffnung.
Er dankte den Mitarbeitern der Stadtverwaltung für die intensive Vorbereitung des Projekts, dem Gemeinderat für die politischen Beschlüsse sowie dem städtischen Baubetriebshof für die Umsetzung der Installationen im Bereich der temporären Fußgängerzone. Gleichzeitig warb Dr. Grimmer dafür, sich auf den Verkehrsversuch einzulassen und diesen nicht gleich abzulehnen. „Wir werden sehen, ob Kritiker am Ende des Versuchs sagen werden, dass es doch besser lief als erwartet, oder auch Befürworter einräumen müssen, dass sie sich mehr davon erhofft hätten. Lassen Sie uns ergebnisoffen an die Sache herangehen.“
Ähnlich sah dies auch Stefanie Dowy vom Projektteam, die gemeinsam mit Daniel Czybulka im Anschluss an die Eröffnung die rund 100 Personen große Gruppe durch den Bereich führte. „Unsere Innenstadt zeigt sich nun mit einem neuen Gesicht“, fasste sie es zusammen. Ihr Dank richtete sich auch an den örtlichen Einzelhandel sowie der Gastronomie, die gemeinsam den ehemaligen Straßenraum nun mit Leben füllen wollen. Dowy verwies auf das Veranstaltungsprogramm, das im Rahmen der temporären Fußgängerzone auf mehreren Aktionsflächen stattfinden wird. Auf der Internetseite der Stadt, einer Informationstafel im Container auf dem Marktplatz sowie auf gedruckten Flyern finden Interessierte alle Termine für die kommenden Wochen.
Bei der Begehung zeigte sich, wie sehr sich die Karl- und Wilhelmstraße, durch die sonst 14.000 Fahrzeuge fahren, geändert haben. Es ist ruhiger geworden, große farbige Punkte auf der Fahrbahn brechen den Verkehrsraum auf und lassen Straße und Gehweg verschmelzen. Zahlreiche Sitzmöbel, viele als Leihgabe im Rahmen des Projekts Ortsmitten BW zur Verfügung gestellt durch das baden-württembergische Verkehrsministerium, wurden von den Besucherinnen und Besuchern, die für das Foodtruck-Festival des Stadtmarketingvereins bzw. dem verkaufsoffenen Sonntag gekommen waren, für ein Ruhepäuschen genutzt.
Ebenfalls viel Lob gab es für die aufgestellten Spielgeräte, Musikinstrumente, Pflanzen sowie eine durch den Baubetriebshof aufgestellte Horaffen-Säule, die auf Knopfdruck feinen Wassernebel als Abkühlung versprüht. „Es ist toll zu sehen, was die Verwaltung sich alles ausgedacht hat und auch den Mut aufbringt, dies durchzuziehen. Einfach mal machen und dann im Anschluss analysieren, was gut und schlecht lief“, erzählte ein Ehepaar beim Spaziergang. Andere schlugen vor, ob auch über einen Trinkwasserbrunnen nachgedacht wurde. „Haben wir auf dem Schirm, ist aufgrund von hygienischen Vorgaben aber nicht so leicht als mobile Anlage umsetzbar. Allerdings wird das definitiv Teil der kommenden Freiraumplanung sein“, antwortete Dowy.
Schon jetzt, obwohl noch nicht alle Pflanzen blühen oder aufgestellt waren, wurde deutlich, welch Potential in der Innenstadt schlummert und wie auch mit einfachen Mitteln die Aufenthaltsqualität gesteigert werden kann. Um dies auch auf empirischer Basis prüfen zu können, fanden im Vorfeld und finden nun im weiteren Verlauf Befragungen bei 2.250 repräsentativ ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen statt, die im Anschluss ausgewertet werden. Ebenso werden Verkehrs- und Bewegungsdaten ausgewertet sowie Verkehrszählungen durchgeführt. Zum Jahresende soll dann im Gemeinderat entschieden werden, ob das Projekt erfolgreich war und eine dauerhafte Einrichtung angestrebt werden soll oder es sich um einen Versuch handelt, der keine Zukunft in Crailsheim hat.