Schüleraustausch 2024/2025

Halbzeit in Worthington und Crailsheim

eine ältere Dame sitzt auf einer bank, eine junge Frau steht daneben, über ihnen schwebt die Zahl 2025
Melanie Cerda verbrachte einen großartigen Silvesterabend mit den Nachbarn – beim lustigen „Schrottwichteln“ verging die Zeit wie im Flug.

Der Schüleraustausch zwischen Crailsheim und Worthington ermöglicht es jungen Menschen, andere Kulturen hautnah zu erleben, den eigenen Horizont zu erweitern und internationale Freundschaften zu knüpfen. Solche Begegnungen stärken nicht nur die Verbindung zwischen den Partnerstädten, sondern auch das gegenseitige Verständnis und die Offenheit für andere Lebensweisen. Seit einem halben Jahr leben die Austauschschülerinnen Lilli Gebert aus Crailsheim und Melanie Cerda aus Worthington, Minnesota, in den jeweiligen Partnerstädten und sammeln wertvolle Erfahrungen. Beide berichten in ihren aktuellen Briefen von ihren Erlebnissen, neuen Freundschaften und unvergesslichen Momenten.

Hallo Crailsheim,
ich bin schon sechs Monate hier in Worthington. Die Zeit vergeht sehr schnell, ich kann es gar nicht glauben. Ende Oktober war es an der Zeit zu meiner neuen Gastfamilie zu ziehen, pünktlich bevor das neue Schulquartal begonnen hat. Ich wohne nun bei Mari und Jackie Probst am Lake Okabena.

Auf das neue Schulquartal habe ich mich gefreut, da ich wieder neue Schulfächer kennenlernen durfte. Jetzt habe ich Theater, Kunst, Nachrichten, Band und Malen gewählt. Diese Fächer gefallen mir sehr gut. Vor allem bei meinen Kunstprojekten und im Theater kann ich kreativ sein, was mir sehr gut gefällt. Ebenso ist auch meine Tanz-Season gestartet. Zu Beginn stand ein Fotoshooting für unsere Team-Fotos auf dem Programm. Sie sind toll geworden. Wir bereiteten uns auf unseren ersten Wettbewerb in Cannon Falls, MN vor.

Die Marching Band hatte ihr letztes Konzert, das sogenannte Indoor-Show-Konzert. Das ist ein ganz besonderes Konzert, da es überwiegend im Dunkeln stattfindet. Das gesamte Licht wird dabei ausgeschaltet, damit man nur die Leuchtstäbe, die man davor am Körper befestigt hat, sieht. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und wir haben viel gelacht und tolle neue Erinnerungen dabei gewonnen. Wenn ihr einen Eindruck davon bekommen möchtet, gibt es auf unserem YouTube-Schulaccount ein Video davon.

Eine Gruppe junger Frauen in weißen Kleidern
Lilli Gebert mit dem Trojettes Dance Team.

Da es hier in Amerika kein richtiges deutsches Brot gibt, habe ich beschlossen, mein eigenes zu backen. Ich versuche mich gerade daran, Sauerteigbrot zu backen. Und tatsächlich habe ich damit bereits die ersten Erfolge erzielt. Es ist gut gelungen und hat super geschmeckt. Mari und Jackie lieben mein Brot.

In amerikanischen Filmen sieht man oft, wie Thanksgiving in den USA gefeiert wird. Ich bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit hatte, Thanksgiving hier zu erleben. Vor allem das typische Thanksgiving-Essen, mit dem riesigen Truthahn und den vielen Beilagen. In der Schule haben wir Truthahn-Bingo gespielt. Wenn man gewonnen hat, musste man aus seinem Klassenzimmer rennen und den Truthahnruf machen. Zu meinem Glück habe ich gewonnen, aber leider waren schon alle Preise weg – wie schade.

Ende November war es an der Zeit, Plätzchen zu backen. Ich habe meine Lieblingsplätzchen, welche mit Marmelade gefüllt sind, für meine Familie gebacken. Wir haben dann noch zusammen ihre Lieblingskekse gebacken. Die waren super lecker.

Drei Frauen in Winterkleidung lächeln in die Kamera
Im festlich geschmückten Falls Park tauchten Jackie Probst, Mari Probst und Lilli Gebert ins Winter Wonderland in Sioux Falls ein.

Der neue Disney-Film Vaiana 2 ist herausgekommen und ich habe ihn mir mit Mari und einer anderen Freundin angesehen. Er war sehr schön. Mittlerweile verstehe ich vieles problemlos und es fällt mir total leicht Zusammenhänge zu verstehen.

Nach Thanksgiving war Black Friday und wir sind gemeinsam nach Sioux Falls gefahren, um ein bisschen einzukaufen. Währenddessen habe ich ein kleines Paket für Weihnachten nach Hause schicken lassen. Als es dunkler wurde, sind wir zum Falls Park gefahren, um uns das Winter Wonderland anzusehen. Der gesamte Park wurde komplett mit verschiedenen Lichterketten geschmückt. Das war sehr beeindruckend. Es fand auch noch eine riesige Lichterparade statt. Das kann man sich als riesigen Volksfestumzug im Dunkeln mit geschmückten, komplett beleuchteten Wägen vorstellen. Es gab auch Feuershows auf den Wägen, einfach toll. Weihnachten konnte kommen.

Nach all der harten Arbeit für die Vorbereitung im Tanz-Team war endlich die Zeit für unseren ersten Wettbewerb in Cannon Falls, MN gekommen. Ich war überglücklich, als ich unsere Kostüme zum ersten Mal sah. Der Wettbewerb war so aufregend und hat so viele neue Erfahrungen mit sich gebracht. Aber das allerwichtigste war, dass es Spaß gemacht hat.

Eine junge Frau im Trainingsazug beißt lächelnd auf eine Medaille und hat eine Urkunde in der Hand.
Nach intensiven Trainingseinheiten konnte Lilli Gebert mit ihrem Tanzteam bei mehreren Wettbewerben glänzen – drei Mal in Folge holten sie den ersten Platz, unter anderem in New Prague.

Ich wollte schon immer mal ein Ballett im Theater sehen. Deshalb stand es schon lange auf meiner Wunschliste. Colleen Bents und ich beschlossen nach Karten dafür zu suchen und fanden ein Ballett, den Nussknacker in Minneapolis. Sie holte mich und Emilie (eine deutsche Austauschschülerin aus Leipzig, die auch im Tanzteam ist) nach unserem Wettbewerb ab und wir fuhren nach Minneapolis. Da wir noch Zeit hatten, haben wir die Mall of America besucht und sind dort spazieren gegangen. Es war beeindruckend, wie groß sie war. Besonders die Achterbahn im Innern der Mall. Es war eine wundervolle Vorstellung und die Kostüme waren umwerfend. Nach dem Ballett hatten wir die Möglichkeit, mit einer Ballerina ein gemeinsames Foto zu machen.

Meine Gastfamilie feierte Mitte Dezember ein Familienfest, das Thanksmis heißt. Es ist eine Kombination aus Thanksgiving und Weihnachten. Wir hatten Glück, denn unser zweiter Tanzwettbewerb war auf dem Weg zur Familienfeier. Kurz vor den Weihnachtsferien hatte ich die Chance, mein erstes Eishockeyspiel in der Worthington Ice Arena zu sehen. Wir haben gewonnen! Mit meinem Tanzteam hatten wir auch eine kleine Weihnachtsfeier. Wir haben Spiele gespielt. Es war sehr lustig und hatte viel Spaß gemacht. Außerdem haben wir kleine Geschenke ausgetauscht. Also ganz ähnlich, wie bei uns beim Wichteln.

Zwei junge Frauen in Trikots posieren lachend für die Kamera
Durch das Tanz-Team sind wertvolle Freundschaften entstanden: Roselyn Castillo Loza und Lilli Gebert bei einem Tanz-Wettbewerb.

Mein Papa kocht zu Weihnachten immer Rostbraten, Spätzle und Rotweinsoße. Also beschloss ich, Spätzle und Soße für meine Gastfamilie zu kochen. An Heiligabend war es endlich so weit und ich durfte mein Paket von zu Hause auspacken. Ich habe viele Briefe von lieben Menschen, die an mich denken, bekommen. Ich habe mich so sehr gefreut. Vielen Dank! An solchen Tagen bekommt man immer etwas Heimweh. Dementsprechend war das genau das Richtige.

Silvester habe ich mit Anna Gordon verbracht. Wir sind mit viel Gelächter und Spaß ins neue Jahr gestartet. Ich hoffe, ihr hattet alle einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffe, dass all eure Wünsche im Jahr 2025 in Erfüllung gehen werden.

Anfang Januar ging es gleich wieder mit intensivem Tanztraining weiter. Es standen viele Tanzwettbewerbe an. Wir haben uns besonders gefreut, da wir drei Mal in Folge den ersten Platz belegt haben. Ende Januar war auch schon die Tanz-Season zu Ende. Es war eine sehr anstrengende, aber auch schöne Zeit. Beim letzten Wettbewerb kullerten bei mir ein paar Tränen. Auch hier verging die Zeit wie im Fluge. Durch das Tanzteam durfte ich so viele nette Mädchen kennenlernen und ich bin ihnen so dankbar, dass sie mir ihre tolle aber auch anstrengende Leidenschaft gezeigt haben. Ich durfte sehr viele Erinnerungen sammeln, die ich so nie wieder vergessen werde. Sie werden für immer meine kleine Tanzfamilie sein.

Ich mag es sehr, anderen Menschen zu helfen. Da man hier in Minnesota schon mit 16 Jahren Blutspenden darf, habe ich bei der Spendenaktion in der Schule mitgemacht. Ein weiteres Mal dann noch beim Roten Kreuz.

Die Wahlen für den nächsten Austauschschüler bzw. die nächste Austauschschülerin stehen vor der Tür. Dafür haben Nataly Najero Murrillo und ich vor der Deutschklasse eine Präsentation gehalten. Dabei konnten wir einen weiteren Interessenten für das Austauschprogramm gewinnen. Aktuell sind es nun vier Bewerberinnen und Bewerber für das Austauschjahr in Crailsheim. Es fühlt sich ganz komisch an, dass schon bald die nächsten Austauschschüler gewählt werden. Mir kommt es noch gar nicht so lange vor, dass ich gewählt wurde und jetzt kommen schon die Nächsten an die Reihe.

Ich wünsche allen Bewerberinnen und Bewerbern viel Glück!

Herzliche Grüße aus Worthington
Lilli Gebert

Der jungen Crailsheimerin geht es in Worthington also offenbar sehr gut. Auch Melanie Cerda hat einen Brief geschrieben:
 

Ein älterer Herr und eine junge Frau stehen lächelnd vor dem Brandenburger Tor
Ein Highlight der letzten Monate war die Reise nach Berlin, bei der ein Besuch des Brandenburger Tors natürlich nicht fehlen durfte.

Hallo Crailsheim,
es ist kaum zu glauben, dass ich bereits die Hälfte meines Austauschjahres hinter mir habe. Die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen und mir wurde klar, wie sehr ich mich an das Hiersein angepasst habe. Ich habe so viele unglaubliche Dinge mit meiner neuen Gastfamilie gemacht. Vom Besuch zahlreicher Museen bis zum Feiern der Feiertage. Ich kann es kaum erwarten zu sehen, was die nächsten Monate für mich bereithalten.

Mit meiner jetzigen Gastfamilie habe ich mehrere Museen besucht. Das erste Museum, das wir besuchten, war ein Kunstmuseum in Heilbronn, das cool war, weil es sich hauptsächlich auf den Surrealismus konzentrierte. Ich habe auch ein Museum in Nördlingen besucht, das einem riesigen Krater gewidmet ist, der die Stadt geprägt hat. Ich ging mit meiner Gastmutter in dieses Museum und es war überwältigend, vom Einschlag des Asteroiden zu erfahren. Auch danach war es sehr angenehm, denn wir gingen einen Kaffee trinken. Zumindest hatte meine Gastmutter Kaffee und ich hatte natürlich meine heiße Schokolade. Ein weiterer denkwürdiger Museumsbesuch war in Biberach, wo so viele Exponate unglaublich waren. Das führte dazu, dass meine Lieblingsfrage lautete: „Ist das echt?“

Eine Frau im Anorak steht vor einem Bild, auf dem eine dunkle Gestalt zu sehen ist
Zudem besuchte Melanie Cerda gemeinsam mit ihrer Gastfamilie zahlreiche Museen.

Berlin war ein weiterer Höhepunkt meiner Erfahrung; die Reise war ein Weihnachtsgeschenk, das ich bekommen habe. Dort habe ich viele Museen erkundet, mein Lieblingsmuseum war das Mauermuseum. Es gab mir ein tieferes Verständnis für die Geschichte Berlins und wie geteilt die Stadt einst war. Ein weiteres interessantes Museum in Berlin konzentrierte sich auf zeitgenössische Kunst. Mein Lieblingsstück dort war ein kleines Haus, das so einfach wirkte und doch so viel Bedeutung hatte. Natürlich konnte ich Berlin nicht besuchen, ohne das Brandenburger Tor gesehen zu haben; das war auch ein unvergesslicher Moment. Um das Ganze abzurunden, habe ich auch einen Weihnachtsmarkt in Aalen im Besuchsbergwerk „Tiefer Stollen“ besucht, und das war definitiv ein neues Abenteuer.

Auch sonst habe ich eine tolle Zeit mit meiner Gastfamilie verbracht. Weihnachten mit ihnen zu verbringen, war nicht viel anders als die Art und Weise, wie meine Familie es feiert, und ich fühlte mich wie zu Hause. Silvester war auch großartig; wir verbrachten es mit Nachbarn und spielten ein Spiel, das ich noch nie zuvor gespielt hatte. Das Spiel hieß „Schrottwichteln“. Es war ein lustiges Spiel, bei dem die Zeit wie im Flug verging. Meine Gastfamilie war super nett und auch sehr gastfreundlich. Ihren Aussagen zufolge hat sich mein Deutsch sehr verbessert, was mich sehr stolz machte. Ich kann es kaum erwarten, die Sprache noch besser zu sprechen.

Mehrere Menschen mit Sicherheitshelmen besuchen Stände in einem Bergwerksstollen
Ein weiteres Highlight in der Weihnachtszeit war der Weihnachtsmarkt im und am Besucherbergwerk „Tiefer Stollen“ in Aalen.

Bald ist es wieder Zeit, meine Gastfamilie zu verlassen. Ich weiß, dass ich sie sehr vermissen werde, aber ich freue mich auch auf die neuen Erfahrungen, die noch kommen. Eine weitere Sache, auf die ich mich besonders freue, ist der April, denn meine Mutter hat vor, mich während meiner Osterferien zu besuchen! Ich freue mich auch auf meinen 18. Geburtstag im Februar.

Obwohl ich meine Zeit hier genieße, habe ich manchmal Heimweh, aber überraschenderweise nicht so schlimm, wie ich es ursprünglich erwartet hatte. Ich sage mir immer, dass dies eine einmalige Gelegenheit ist, für die ich dankbar bin. Ich lerne nicht nur viel über Deutschland, sondern auch über mich selbst. Es liegen noch ein paar Monate vor mir und ich kann es kaum erwarten zu sehen, was diese Reise sonst noch bringen wird.

Bis zum nächsten Mal!

Liebe Grüße
Melanie Cerda

(Erstellt am 13. Februar 2025)