Fotoaktion
"Wir sind Fachkräfte - keine Flüchtlinge"
Ein starkes Zeichen für gelungene Integration setzte die von der städtischen Integrationsbeauftragten Kamilla Schubart organisierte Fotoaktion auf dem Crailsheimer Marktplatz. Über dreißig Auszubildende und ehemalige Azubis mit Fluchtgeschichte versammelten sich dort zu einem Fototermin.
Die Botschaft war klar: Geflüchtete sind längst keine Schutzsuchenden mehr – sie sind Fachkräfte, Kolleginnen und Kollegen, Nachbarn, Mitbürgerinnen und Mitbürger. Insgesamt wurden über 100 junge Menschen kontaktiert – viele konnten wegen Arbeit oder Urlaub nicht teilnehmen, einige entschieden sich bewusst gegen eine öffentliche Teilnahme.
Für die städtische Integrationsbeauftragte Kamilla Schubart, Ressort Soziales & Kultur, ist die Aktion auch deshalb mehr als ein Foto: „Sie zeigt, wie viele Menschen in Crailsheim längst erfolgreich integriert sind – in Arbeit, Ausbildung und Gesellschaft. Unsere Geflüchteten sind engagiert, lernwillig und übernehmen Verantwortung. Ich danke allen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, die hier Hand in Hand arbeiten. Gemeinsam finden wir Lösungen – oft unkonventionell, aber immer mit Engagement und Pragmatismus.“
Integration in Crailsheim
Dass Integration in Crailsheim gelingt, ist Ergebnis eines starken Netzwerks: des Sachgebiets Zuwanderung & Integration, des Jobcenters, des Kümmerer-Programms des Landratsamts sowie vieler Unternehmen, die Ausbildungs- und Arbeitsplätze bieten. Unterstützt wird dies vom Freundeskreis Asyl und zahlreichen Ehrenamtlichen, die Geflüchtete beim Deutschlernen, bei Prüfungen, bei der Wohnungssuche und im Alltag begleiten.
Der Schwerpunkt liegt seit Jahren auf Ausbildung als Schlüssel zu Selbstständigkeit und Teilhabe. Auch Menschen, die noch nicht ausbildungsreif sind, werden gezielt gefördert, um langfristig eine berufliche Perspektive zu erhalten.
Stimmen aus der Praxis
Die Evangelische Heimstiftung GmbH hebt den Gewinn durch Vielfalt hervor: „Wir bilden Menschen aus, die geflüchtet sind – und erleben, wie sie mit ihrem Engagement unser Team bereichern. Zusammen wachsen wir zu einem bunten, starken Team, das voneinander lernt und gemeinsam die Zukunft der Pflege gestaltet.“ Ein Crailsheimer Betrieb, der regelmäßig Geflüchtete ausbildet, fasst zusammen: „Wir erleben unsere Azubis als engagiert, motiviert und wertvoll für unseren Betrieb. Integration ist keine Einbahnstraße – sie funktioniert, wenn beide Seiten mitmachen.“
Trotz vieler Erfolge bremsen bürokratische Hürden den Integrationsprozess. Viele Geflüchtete warten seit über zwei Jahren auf ihre Niederlassungserlaubnis oder Einbürgerung, obwohl sie längst arbeiten, Deutsch sprechen und Steuern zahlen. Ohne unbefristeten Aufenthalt fehlen Planungssicherheit und finanzielle Möglichkeiten, etwa für Kredite oder Versicherungen – sogar für einen einfachen Handyvertrag.
„Wir wollen dazugehören“
Ein Beispiel zeigt die Folgen: Ein eritreischer Mann mit deutscher Staatsbürgerschaft und fester Arbeit kann seine Ehe nicht anerkennen lassen, weil seine Frau keine Geburtsurkunde aus Eritrea erhält. Das Land stellt Dokumente nur gegen Zahlung einer sogenannten Diaspora-Steuer von zwei Prozent des Einkommens aus – eine Zwangsabgabe, die viele aus ethischen und rechtlichen Gründen verweigern. Dadurch bleibt die Ehe in Deutschland ungültig, mit spürbaren finanziellen Nachteilen für die Familie.
Viele Teilnehmende der Aktion zeigen sich dankbar für Chancen und Unterstützung, empfinden aber auch Frustration über langwierige Verfahren. „Wir haben alles gemacht – Sprache gelernt, Ausbildung geschafft, Arbeit gefunden – und dann warten wir zwei Jahre nur auf die Bürokratie,“ sagt ein Teilnehmer. Besonders die eritreische Community, so Kamilla Schubart, stehe beispielhaft für gelungene Integration: „Nahezu alle haben eine Ausbildung abgeschlossen oder sind berufstätig, sprechen Deutsch, leben in privaten Wohnungen und bereichern das soziale Leben der Stadt.“
Das Gruppenfoto vom Marktplatz steht damit für ein Crailsheim, in dem Integration längst gelebte Realität ist – getragen von Menschen, die ihren Platz gefunden haben und das städtische Leben aktiv mitgestalten.