Schüleraustausch 2025/2026
Ein Jahr „American Dream“
Die Crailsheimer Austauschschülerin Fiona Kaiser flog am 12. August in Crailsheims amerikanische Partnerstadt Worthington, Minnesota. In ihrem ersten Brief berichtet die junge Crailsheimerin von ihren Eindrücken und Erlebnissen der ersten Wochen in der amerikanischen Partnerstadt.
Hallo Crailsheim,
mein Name ist Fiona Kaiser, ich bin 18 Jahre alt und verbringe dieses Schuljahr als Austauschschülerin in Worthington, Minnesota. Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich schon über zwei Monate hier bin. Die Zeit vergeht total schnell, und ich habe in dieser kurzen Zeit schon so viel erlebt, dass es sich manchmal gar nicht real anfühlt.
Am 12. August bin ich gemeinsam mit meiner Gastschwester Melanie Cerda in die USA geflogen. Der lange Flug war zwar nicht mein erster, aber mein erster über den Atlantik. Als wir dann endlich gelandet sind, war ich super müde, aber gleichzeitig total aufgeregt, denn ich wusste: „Jetzt bin ich wirklich in den USA“. Am Flughafen in Minneapolis hat uns Melanies Mama gemeinsam mit ihren Nichten abgeholt.
Am Tag, bevor wir auf einen Roadtrip gestartet sind, war das erste Komitee-Meeting. Davor habe ich die High School zum ersten Mal gesehen, die Tennis-Coaches kennengelernt und meinen Stundenplan erstellt. Ich war total gespannt, wie der Unterricht und die Schule hier wohl sein werden.
Nur zwei Tage später ging es los auf einen Roadtrip bis nach Kalifornien. Ich hätte wirklich nie gedacht, dass ich gleich in meiner ersten Woche so etwas erlebe, und bin sehr dankbar dafür. Wir sind durch insgesamt neun Staaten gefahren. Es war zwar eine lange Fahrt, aber total spannend, all die unterschiedlichen Landschaften zu sehen. Im Auto haben wir viel gelacht, Musik gehört oder einfach über alles Mögliche geredet, zum Beispiel über die Area 51 und Aliens, was echt witzig war.
In Indio, Kalifornien, haben wir dann eine Woche bei Verwandten meiner Gastfamilie verbracht. Die Tage dort waren einfach schön, und ich hatte die Möglichkeit, ins Disneyland zu gehen und die Magie zu erleben. Außerdem haben wir Los Angeles und Hollywood erkundet, waren am Santa Monica Pier und haben den Walk of Fame entdeckt.
Zwischen diesen Highlights gab es aber auch viele entspannte Momente am Pool, Spaziergänge und einfach Zeit, die Sonne zu genießen. Es war eine perfekte Mischung aus Abenteuern, neuen Eindrücken und kleinen Auszeiten, die ich nicht so schnell vergessen werde.
Zurück in Worthington musste ich mich erst ein bisschen zurechtfinden. Ich lebe hier mit Melanie, ihrer Mutter Melina und ihrer Oma in einem Haus in der Nähe des Sees. Es ist natürlich ganz anders als Zuhause, aber ich fühle mich wohl und bin froh, hier zu sein.
Dann kam auch schon mein erster Schultag, und direkt am selben Tag ging es los mit Tennis. Ich war ziemlich nervös, aber das Team hat mich total nett aufgenommen und mir alles gezeigt. Während der Saison hatten wir mehrere Spiele gegen andere Schulen, und ich hab’s echt geliebt, vor allem das Teamgefühl, die gemeinsamen Busfahrten und die Stimmung bei den Matches. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, später in Crailsheim weiter Tennis zu spielen.
Auch der Schulalltag hier ist ganz anders als in Deutschland. Die Schule beginnt um 8.10 Uhr und endet um 15.15 Uhr. Meistens laufe ich zur Schule oder werde von Freunden mitgenommen. Es gibt mehrere längere Blöcke am Tag von etwa 90 Minuten, und zwischen den Fächern hat man fünf Minuten Zeit, um den Raum zu wechseln und kurz mit Freunden zu quatschen. Besonders gern mag ich Food & Nutrition, weil man dort kocht und backt sowie neue Rezepte ausprobiert, und U.S. Geschichte, was richtig cool und spannender ist, als ich erwartet hatte.
Nach der Tennissaison haben auch die Theaterproben angefangen. Wir spielen „James and the Giant Peach“, und ich habe mehrere kleine Chorus-Rollen als Möwe, Hai und Onlooker bekommen. Die Proben machen super viel Spaß, auch wenn es manchmal herausfordernd ist, alles auf Englisch zu verstehen.
Ein richtig besonderer Tag hier war auch der King Turkey Day Mitte September. Schon morgens war die ganze Stadt auf den Beinen. Zuerst war ich mit Vanessa Pazurek beim Mayor’s Breakfast, danach gab es Bandfotos und Vorbereitungen für die Parade, bei welcher ich sogar zweimal mitlaufen durfte – einmal im Dirndl für die Städtepartnerschaft und danach mit der Marching Band. Es war laut, bunt und die Stimmung war einfach mega. Abends gab es noch ein kleines Konzert, bei dem ich mit Freunden war. Ein Tag, den ich sicher nicht so schnell vergessen werde.
Auch Footballspiele gehören hier natürlich dazu. Die Atmosphäre ist jedes Mal unglaublich. Die Band, die Cheerleader, die Farben, die ganze Schule feiert zusammen. Besonders das Homecoming-Spiel war mein Highlight sowie die dazugehörende Tanzparty am Samstag.
Inzwischen war ich auch schon mehrmals in Sioux Falls, South Dakota, das etwa eine Stunde von Worthington entfernt ist. Dort war ich bisher schon im Washington Pavilion, wo es auch ein Kindermuseum gibt, und im Scheels, einem riesigen Outdoorladen mit einem Riesenrad in der Mitte. Außerdem waren wir bei Costco und Aldi, das war fast wie ein kleines Stück Heimat. Ebenso konnte ich endlich mal Crumbl Cookies probieren. Das sind super leckere, riesige Kekse, die ich am liebsten gleich mit nach Deutschland nehmen würde.
Was mir hier besonders auffällt, ist die Gastfreundschaft. Die Menschen sind total offen und hilfsbereit, und man fühlt sich schnell willkommen. Beim Essen musste ich jedoch anfangs ein bisschen schmunzeln, denn gefühlt ist alles mit Käse gefüllt oder überbacken.
In den letzten Wochen habe ich schon unglaublich viel gelernt – über das amerikanische Leben, über die Menschen hier und auch über mich selbst. Ich habe gelernt, die kleinen Dinge mehr zu schätzen und einfach den Moment zu genießen. Natürlich fehlen mir meine Familie, meine Freunde und auch ein paar Dinge wie deutsches Essen, aber ich bin total dankbar, dass ich das alles hier erleben darf.
Trotzdem gibt es hier auch Momente, die mich an Zuhause erinnern. Anfang Oktober beispielsweise war ich mit meiner Freundin Jana, einer spanischen Austauschschülerin, und ihrer Gastfamilie, den Bardusons, beim Oktoberfest in New Ulm. Es war total witzig, mitten in Amerika etwas so Deutsches zu erleben, mit Musik, Dirndl und natürlich deutschem Essen. Ich konnte dort nach langer Zeit endlich mal wieder eine richtig gute Brezel essen, was sich fast ein bisschen wie Zuhause angefühlt hat. Außerdem haben wir das Hermann-the-German-Monument besucht und waren in einem kleinen deutschen Laden, wo es viele bekannte Sachen aus der Heimat gab. Es war ein richtig schöner Tag und irgendwie ein Stück Deutschland hier in Minnesota.
Jetzt freue ich mich auf die nächsten Monate, auf Thanksgiving, den Winter und natürlich auf die Weihnachtszeit. Ich bin gespannt, was noch alles kommt und welche Erinnerungen ich noch mit nach Hause nehmen darf. Ich möchte auch dem Komitee noch einmal ausdrücklich danken, dass ich hier sein darf.
Viele liebe Grüße aus Worthington,
Eure Fiona

