Waldbegang

Spaziergang durch Crailsheims Erholungsachse

Bei strahlendem Sonnenschein machten sich Sozial- & Baubürgermeister Jörg Steuler, Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer und ein Teil der Stadträtinnen und Stadträte gemeinsam auf den Weg durch den Eichwald.

Der diesjährige Waldbegang des Gemeinderates führte in den hinter dem Kreckelberg gelegenen Eichwald. Revierförster Martin Doderer sowie Kreisforstamtsleiter Sebastian Schüller begleiteten die Teilnehmenden mit ihrer Fachexpertise.

Bei strahlendem Sonnenschein durch einen der wohl schönsten Wälder Crailsheims zu spazieren – eigentlich keine schlechten Aussichten für die Mitglieder der Stadtverwaltung und des Gemeinderates, die in der vergangenen Woche beim alljährlichen Waldbegang dabei waren. Dass es gerade an diesem Tag über 30 Grad Celsius haben und der Aufstieg zum Kreckelberg daher eine eher schweißtreibende Angelegenheit werden würde, konnte ja keiner ahnen. Und dennoch hielt Revierförster Martin Doderer, was er vor dem Start der Wanderung versprochen hatte: „Wir werden Ihnen heute die schönen Seiten von Crailsheims Wäldern zeigen, nachdem wir in den vergangenen Jahren ja doch immer eher auf die negativen Entwicklungen eingegangen sind.“

Historische Waldwirtschaft
Ein erstes Highlight bot sich den Teilnehmenden bereits nach dem Aufstieg: Der Blick über die Horaffenstadt entschädigte für die Mühen und bei einem ersten Stopp an der alten Hindenburg-Eiche, die dort oben majestätisch thront, war auch schon ein Verschnaufen möglich. Der Weg führte bergauf, bergab durch das sechs Hektar große Naturschutzgebiet, teilweise entlang des dort angelegten Waldlehrpfades und der historischen Wanderstrecken. „Früher, im späten Mittelalter, gab es das alles hier nicht“, ging Doderer auf die Geschichte des Waldstückes ein. Damals sei hier nichts als Wiese gewachsen, die Bauern hatten die Flächen an den Hängen für ihre Tiere benötigt. „Dann aber fanden sie heraus, dass ihre Schweine gerne Eicheln fressen. Und so wurden hier die ersten Eichen gepflanzt und die Tiere im Herbst in den Wald getrieben“, so Doderer.

 Gleich zu Beginn kam die Gruppe an der majestätischen Hindenburg-Eiche vorbei.

Ursprünglichen Charakter erhalten
Mitten im Naturschutzgebiet machte die Gruppe dann Halt an einer kleinen Lichtung – die alte Festwiese, wie der Revierförster zu berichten wusste, wo einst Bürgerwache und andere Vereine ihre Feste abhielten. Große, alte Eichenstämme liegen dort umgekippt auf dem Boden, teils quer über den Wegen. Man sei hier durchaus auch unterwegs, mähe jedes Jahr einmal die Wiese oder lasse einen Schäfer hinein, doch der historische Hutewaldcharakter stehe definitiv im Vordergrund. „Wir werden im Rahmen der Verkehrssicherung tätig, entfernen regelmäßig dürres Holz, unterhalten die Wege und die Schilder. Aber der Charakter des ursprünglichen Waldes soll erhalten bleiben“, erzählte Doderer. Hier und da werden deshalb Naturverjüngungseichen mit Hilfe von Wuchshüllen aufgepäppelt, und Holzernte findet nur zum Erhalt der alten Eichen und Buchen statt.

Geld verdienen mit dem Wald
Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer interessierte sich für die finanzielle Seite: „Wie ist es denn in Sachen Kostensteigerung – wachsen die Erlöse mit?“, fragte er. Doderer nickte und berichtete, dass er im Haushalt für 2022 ein leichtes Plus verzeichnen konnte und es durchaus noch möglich sei, mit dem Wald Geld zu verdienen. „Den Tiefpunkt hatten wir 2020, davon haben wir uns aber langsam wieder erholt“, ergänzte Kreisforstamtsleiter Sebastian Schüller. In Crailsheim gehe man in Sachen Wälder in Richtung Laubholz, für großen Ertrag fehle aber die Fichte, so Doderer. „Da haben wir sehr viele junge Bestände unter 60 Jahren, die pflege- und kostenintensiv sind.“

Revierförster Martin Doderer erklärte den Stadträtinnen und Stadträten, welche Fläche er im vergangenen Winter gerodet hat und nun neu aufforstet.

Hilfe in der Energiekrise
Einige Schritte weiter, kamen die Teilnehmenden an eine eher weitläufige Fläche und zu zahlreichen Jungpflanzen in Pflanzenhüllen. Hier, so erläuterte Doderer, sei der Altbestand stark von Eschentriebsterben und dem Lärchenborkenkäfer befallen gewesen, sodass er mit dem Harvester die Fläche geräumt habe. „Und das war hinsichtlich der Energiekrise im Winter genau die richtige Entscheidung. Ich konnte letzten Winter das Fünffache an Brennholz verkaufen als sonst, da mich nicht nur die Stammkunden, sondern auch viele andere Privatleute angerufen haben. Und genau da sehe ich unter anderem auch meine Aufgabe als Revierförster: Ich kümmere mich um den Wald, aber auch um die Gesellschaft. Und bei mir hat keiner nichts bekommen – vielleicht nicht jeder in der gewünschten Menge, aber helfen konnte ich jedem.“ Generell sei die Energiekrise für ihn als Förster jedoch nicht einfach gewesen, da die Entwicklung einfach unkalkulierbar gewesen sei.

Förderungen werden schwieriger
Mit den rund 1.000 Neupflanzungen und den dort vorkommenden Naturverjüngungspflanzen gebe es auf der Fläche nun zwischen zehn und 20 verschiedene Arten: Stileiche, Roteiche, Spitzahorn, Linde, Elsbeere und Kirsche sind nur einige davon. „Das Ganze hat 6.500 Euro gekostet, wovon das Land Baden-Württemberg 2.500 Euro übernommen hat und über eine Radioaktion mit sogenannten Baumpaten nochmal 3.500 Euro reingekommen sind. Wir haben also nur 500 Euro gezahlt“, sagte Doderer. Schüller ging in diesem Zusammenhang auf die schwierige Situation der Förderungen ein. „Die Fördergelder der öffentlichen Hand schwinden, dafür steigen die Gelder für Ausgleichsflächen. Auch die Auflagen der Förderprogramme und der Verwaltungsaufwand hierfür werden immer höher – da müssen wir schon abwägen, ob sich das überhaupt lohnt“, so Schüller.

Drei Mountainbike-Trails
Angesprochen wurde auch die Thematik der Mountainbike-Trails in den Wäldern. Gerade in der Corona-Zeit seien vermehrt illegale Strecken gemeldet worden und die Sorge, dass es zu Unfällen mit Fußgängern kommen könnte, war groß. „Daraufhin haben wir mit vielen Städten und Gemeinden gesprochen und uns intensiv damit beschäftigt. Bislang gibt es fünf legale Trails im Bereich Schwäbisch Hall und Bühlertann. Parallel haben wir natürlich auch mit den Beteiligten in Crailsheim gesprochen: Förster, Naturschutz, Mountainbiker und Waldbesitzer“, erzählte Schüller. Einigen konnte man sich auf drei Strecken, eine im Spitalwald und zwei im Staatswald. „Die Verträge sind soweit ausgehandelt. Unsere Erfahrungen mit den bisherigen Strecken sind positiv, vor allem deshalb, weil dadurch die illegalen Trails zurückgehen“, so Schüller.
Zum Abschluss des zweieinhalbstündigen Spaziergangs führte Doderer die Interessierten noch an die historische Sprungschanze, deren spärliche Überreste etwas versteckt im Wald liegen. „Diese wurde 1953 angelegt, und zu Spitzenzeiten waren hier an die 1.000 Zuschauer – natürlich gab es damals noch nicht so viel Wald drum herum“, sagte Doderer, bevor die Gruppe sich wieder auf den wohlverdienten Abstieg zum TSV-Vereinsheim machte.

(Erstellt am 19. Juli 2023)