Stadtarchiv

Wo einst Biergarten, Skisprungschanze und Burgen standen

An 21 "Geschichtspunkten" in und um Crailsheim können vergessene historische Orte neu entdeckt werden. Das Projekt von Stadtarchiv, Ressort Digitales & Kommunikation und Baubetriebshof wird stetig erweitert und stößt bei den Bürgerinnen und Bürgern auf große Begeisterung.

Es sind spärliche Fundamente, die bei einem Spaziergang über den Karlsberg ins Auge fallen. Dass hier einmal ein imposantes Brauereigebäude thronte, wie auf dem dort angebrachten städtischen Hinweisschild zu lesen ist, kann höchstens noch erahnt werden. „Schade eigentlich. So ein Biergarten mit Blick über die Stadt hatte sicher seinen Reiz“, sagt Fölker Förtsch, der als Stadtarchivar für die dortige Hinweistafel verantwortlich ist. Aufgestellt wurde diese im Zuge der Aktion „Geschichtspunkte“ mit dem Ziel, auf bestimmte Orte, die im öffentlichen Bewusstsein nicht mehr vorhanden sind, aufmerksam zu machen. „Und was Crailsheim da zu bieten hat, ist durchaus beachtlich“, so Förtsch.

Viele positive Rückmeldungen
21 solcher „Geschichtspunkte“-Tafeln wurden bislang aufgestellt, verteilt über die Innenstadt, die Ortsteile und die Randgebiete. „Wobei wir uns eher auf die äußeren Gebiete konzentrieren. In der Innenstadt gibt es auch so schon genug Schilder“, sagt Förtsch. Immer wieder, so erzählt der Stadtarchivar, tauchen in seiner täglichen Arbeit spannende oder kuriose Geschichten auf, denen er dann nachgeht. So wird die Liste der „Geschichtspunkte“ nach und nach länger; aus anfangs 10 Standorten wurden im Frühjahr 21 und diesen Herbst sollen bereits die nächsten 10 Punkte dazu kommen. „Eigentlich entstand die Idee während der Corona-Flaute, als es so gut wie keine öffentlichen Veranstaltungen gab. Da wollten wir eine Alternative bieten, die mit den Geschichtspunkten im Freien ja trotzdem gut möglich war“, sagt Förtsch. Und die Aktion kommt an: Selten bekomme er so viel positive Rückmeldung, so viele Anrufe und E-Mails.

Kurios und vergessen
Die Bandbreite der historischen Punkte reicht von kuriosen Begebenheiten über schöne Aussichtspunkte bis hin zu geschichtlich problematischen Orten – „Wir bringen auch kritische Aspekte mit ein, beispielsweise das Russenlager in Onolzheim“, sagt Förtsch. Oder eben vergessene Orte wie die Löwenbrauerei oder die sogenannte Crailsheimer Seenplatte; letztere wird durch den Lindensee als kümmerlichen Rest dargestellt. „Das hat mich wirklich überrascht, wie auffällig die Vielfalt an Seen und auch Burgen in und um Crailsheim früher war“, so Förtsch.

Recherche und Planung
Bis ein neuer „Geschichtspunkt“ aber letztendlich steht, muss mehr getan werden als ein bisschen Recherche. Für Förtsch ist das ein Projekt, das quasi nebenher zusätzlich zu seiner täglichen Arbeit läuft. Denn es ist auch abhängig davon, auf welche Themen er stößt und welche sich für einen solchen „Geschichtspunkt“ eignen. Anschließend arbeitet Förtsch die Geschichte heraus, bringt sie in Textform und kümmert sich um alles Organisatorische. „Je nachdem, wo die Tafel hinkommen soll, müssen wir erst einmal mit den Grundstückseigentümern sprechen. Im Herbst beispielsweise soll die Skisprungschanze auf dem Kreckelberg dazu kommen, hier stellt sich aber die Frage, wo wir das Schild anbringen. Vermutlich müssen wir erst einmal einen Weg dorthin freimachen“, so Förtsch. Auf den Schildern selbst, die mit Unterstützung des städtischen Baubetriebshofes und des Ressorts Digitales & Kommunikation gestaltet und angebracht wurden, können Interessierte einen kurzen Text zu dem jeweiligen geschichtsträchtigen Ort lesen. Wer darüber hinaus noch mehr wissen möchte, findet einen QR-Code und gelangt hierüber zu weiterführenden Informationen und historischen Bildern.

Weitere Informationen und eine Übersicht über die Geschichtspunkte findet sich hier.